Die Reiseroute durch Kalifornien
Die Reiseroute durch Kalifornien

Das nebenstehende Bild zeigt noch einmal die gesamte Reiseroute durch Kalifornien bis Los Angeles.

23.10.2013 bis 12.12.2013

Wie gesagt, nächster Höhepunkt auf dem Weg nach Süden sind die Redwood- und Sequoiabäume an der kalifornischen Küste und weiter im Inland. Ein  bisschen Information gefällig aus unseren wunderbaren Informationsbroschüren, die man in allen Visitor-Centern bekommt?

Also, sowohl Redwood, als auch Sequoias sind  „State Tree of California“. Die Coast Redwoods findet man an der Küste des südlichen Oregon bis Zentral-Kalifornien. Sie werden bis 120 Meter hoch, der Stamm  hat einen Durchmesser von bis zu 7  Meter. Die Giant Sequoias wachsen nur an den westlichen Ausläufern der Sierra Nevada in Kalifornien.  Sie werden nur  etwas über 100 Meter hoch, aber beim Stammdurchmesser legen sie noch mal 3 Meter drauf. Sie werden auch noch etwa tausend Jahre älter, als ihre langbeinigen Kollegen an der Küste, nämlich 3000 Jahre.

Wir sind schwer beeindruckt, und kommen uns vor wie die Zwerge. Viele Amerikaner haben sich im vergangenen Jahrhundert für den Erhalt der übrig gebliebenen Redwood-  Wälder eingesetzt. Ohne ihren Einsatz  könnten wir  – und hoffentlich auch die nachfolgenden Generationen -  diese wunderbaren Bäume nicht bewundern. Hartmut hat schon jetzt, bei unserer ersten Wanderung, Hunderte von Bildern gemacht. Wenn er die alle am PC seiner Bildbearbeitung unterwirft, sieht er nach ein paar Stunden nur noch Streichhölzer!!!

Ach so, der Küstennebel scheint hier das Übliche zu sein in dieser Jahreszeit. Wir werden heute Abend beratschlagen, ob und wie wir der Suppe entkommen können.

25.10.2013 Nach einem gestrigen Ausruh- und Schreibtag machen wir uns auf den Weg zum Stout Memorial Grove, einem Areal mit wirklich prächtigen Redwoods. Nach einem der nötigen Besuche im Supermarkt geht es weiter nach Süden. Wir fahren die engen Serpentinen zum Klamath Overlook hinauf. Oben erwartet uns  ein wunderbarer Blick auf den Klamath River, und die weite Nehrung, die von Norden kommend an der Mündung des Klamath River endet. Seeseitig dringt von unten das Bellen der Seelöwen herauf. Weit unter uns entdecken wir eine Aussichtsplattform, zu der wir hinuntermarschieren. Von der Plattform aus entdecken wir Dutzende von Seelöwen, die hier durch das Wasser gleiten, und dabei unentwegt bellen. Die Bewegungen der an Land eher unbeholfen wirkenden Tiere zu beobachten ist uns immer wieder eine besondere Freude. Anschließend fahren wir zurück zur Straße, queren den Klamah River und fahren dann über eine Strandstraße zur Nehrung. An der Einmündung des Klamath Rivers in den Pazifik bietet sich uns ein besonderes Schauspiel: Dort haben sich nicht nur Angler zum Lachse Angeln eingefunden, sondern auch viele Seelöwen, die augenscheinlich  aus den gleichen Gründen an diesem Ort sind. Aber den Seelöwen geht nicht allein um die Lachse, nein, sie wollen auch ihren Spaß haben. Was tut ein ordentlicher Kalifornier, wenn er Spaß haben will, er geht surfen! Richtig gelesen: wir haben die surfenden Seehunde vom Klamath River bewundert, und Hartmut hat sie fotografiert und gefilmt! Das war ein Riesenspaß, aber wir sind halt kindliche Gemüter! Der einsame Übernachtungsplatz am Klamath River etwas landeinwärts war zwar ruhig, aber etwas unheimlich.

26.10.2013 Heute fahren wir durch den Prairie Creek Redwoods State Park. Er hat unter anderem einen wirklich gigantischen Redwood-Baum anzubieten, sowie den sog. Cathedral Trees Trail, beides Highlights, die auch der Reiseführer empfiehlt. An dem Parkplatz zu dem Riesenredwood gibt es ein Wiedersehen mit Familie Deiselmann, die wir in Watson Lake mit ihrem Mercedes Rundhauber getroffen haben. Man tauscht sich aus, es ist fast wie ein Ritual: wer hat wen wann wo getroffen???  „ach, Ralf und Mervi, ja die müssten doch längst im Süden sein, die haben wir zuletzt da und da getroffen“ heißt es da, und wir erwidern :“ Ach, Brigitte und Peter Blatt kennt ihr nicht, die fahren doch mit einem Gefährt rum, das sieht fast so aus wie unseres, bloß eine Nummer kleiner !“ Also, lustig ist das schon. Ich drängele dann ein bisschen, der Cathedral Trees Trail wartet.

Ein weiterer empfohlener Spaziergang in diesem State Park führt uns in den Fern Canyon, ein (durch Goldschürfen) künstlich geschaffener Canyon, der von oben bis unten mit verschiedenen Farnen bedeckt ist, ein Traum in Grün, leider aber auch sehr feucht. Ich habe zum Glück meine Wanderstöcke dabei; wie Hartmut ohne diese Hilfen  mit seiner Fotoausrüstung  ohne zu Rutschen über die schlüpfrigen Stämme balanciert, ist mir schleierhaft. Die Nacht verbringen wir auf einem Statepark-Campground. Als Hartmut am späteren Abend noch mal in Richtung Toilette marschieren muss, ist es ihm,  trotz einiger anderer Wohnmobile, etwas unheimlich zumute, so dunkel und neblig ist es draußen.

27.10.2012 Am Morgen, kurz nach der Ausfahrt vom Campingplatz stoßen wir wieder auf Deiselmanns, die ganz in der Nähe auf einem Weg übernachtet haben. Wir verabreden uns zum Mittag essen in Trinidad, einem entzückendem Hafenstädchen, das hoch über dem Pazifik thront. Zunächst jedoch erfolgt der obligatorische morgendliche Strandspaziergang, halb im Nebel, versteht sich. Aber ich liebe Strandspaziergänge, und würde wohl auch bei Regen marschieren. Zunächst wollten wir zum „Agate-Beach“, dessen Sand tatsächlich aus Achat bestehen soll; aber der freundliche Ranger lässt uns abblitzen: Besuch des Strandes nur gegen Bares. Also kehren wir um, und drehen an einem ordinären Sandstrand unsere Runde. Nach einer Fahrt entlang der verwunschenen kleinen Küstenstraße gibt es ein Mittagessen mit viel Austausch.

Die Deiselmanns sind nicht zum ersten Mal auf Tour, sondern haben schon mehrere Jahre in Australien, unter anderem auf einem Segelschiff, verbracht. Da kommt man ins Reden. Bei der Verabschiedung drücken wir uns die Daumen, dass wir uns im Januar irgendwo auf der Baja California wieder treffen, sie hat ihren Geburtstag (der 60.) einen Tag später als Hartmut.

Am Nachmittag brechen wir auf in Richtung Farndale, das an einer von uns ausgesuchten Nebenstrecke liegt, die über einen Gebirgskamm und dann am Meer mit sehr schöner Streckenführung führt. Über Ferndale schreibt das Reise Know How :“  Bei Ferndale handelt es sich um ein Städtchen wie aus dem Bilderbuch der Jahrhundertwende. Hier ist ausnahmsweise nichts nachgebaut, sondern die viktorianischen Gebäude sind echt.“ Wir sind überrascht, denn nicht nur die Häuser in der „Main Road“  sind viktorianisch, sondern auch alle Wohnhäuser in den Wohnvierteln

ringsum. Wir bummeln staunend (und fotografierend) durch den Ort. Wir sind froh, dass wir auf dem kleinen Campingplatz der  Stadt für 10 $ übernachten können.

28.10.2013 Heute gibt es einen langen Fahrtag durch die Counties Humboldt, Trinity und Del Norte.  Die schmale, kurvenreiche Straße führt uns zunächst durch ein Vorgebirge mit hohen, moosbehangenen Bäumen, dann geht es ein Stück eine einsame Küste entlang, und windet sich anschließend durch eine wunderbare Bauernlandschaft. An einem Hof halten wir an, und sprechen die Besitzer, die gerade mit ihren Pferden beschäftigt sind, auf ein merkwürdiges Gerät auf vier rollenden Beinen an. Wir werden aufgeklärt: der 12jährige Sohn nimmt an Rodeos teil, bei denen er ein Kalb mit dem Lasso einfangen und fesseln muss. Mit dem rasenden Roland auf der Wiese wird geübt. Reiten kann der Junge übrigens seit seinem dritten Lebensjahr.

Wir wollen noch einmal einige Küsten-Redwoods bewundern, und fahren deshalb am späten Nachmittag in Richtung des Humbold Redwood State Park, den wir allerdings erst am nächsten Vormittag erreichen.

30.10.2013 Nach einem Besuch des Humbold Redwood State Park, des Örtchens Garberville (ehemals Cannabis-Hauptstadt der USA) sind wir seit  gestern Mittag nicht mehr auf dem berühmten Highway 101 unterwegs, sondern auf der kleineren 1, die uns bis nach San Francisco führen wird. Wieder schwingt in diesen Tagen etwas Wehmut mit, endet doch dort eine wunderbare Etappe unserer USA – Tour. Wir versuchen deshalb, so viel wie möglich aus den immer kürzer werdenden Tagen heraus zu holen. Das ist hier nicht mehr so leicht, wie an der Oregon-Küste. Das liegt zum Teil daran, dass die kalifornische Küste dichter bebaut ist, und somit die leicht zugänglichen Strandabschnitte weniger werden, zum anderen gibt es generell weniger Sandstrände, dafür lange Abschnitte mit herrlicher Steilküste. Wir übernachten heute kurz hinter Mendocino, einem Ort, dem ein Song aus den siebziger Jahren zu einiger Berühmtheit verholfen hat.

31.10.2013 Nach einem kurzen Streifzug durch Mendocino, und einem anschließenden, kurzen Strandspaziergang geht es weiter Richtung Süden. Die Straße verläuft nicht immer direkt am Meer, so nutzen wir die Mittagspause für eine Rast direkt hinter den Dünen eines State Parks (mal ohne „Eintritt“!)  Am Nachmittag biegen wir zum Leuchtturm von Point Arena ab, eine vorspringende Landzunge, die eine nationale Schutzzone für Meerestiere ist. Als wir aus dem Auto steigen, hören wir schon von weitem das Bellen der Seelöwen. Von den Klippen aus  gut sichtbar, kann man sie gut beobachten. Wenn sie nicht vor sich hin dösen, sind sie im Wasser rund um die Felsen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, es wird geschubst, gebissen, gebellt und sich unentwegt gekratzt.

Wir könnten uns das Spektakel stundenlang anschauen, aber mir müssen natürlich irgendwann weiter. Bei Sonnenuntergang stehen wir hoch über den schroffen Klippen auf dem Parkplatz des Salt Point State Park, der ebenfalls als Meeresschutzzone ausgewiesen ist. Dieser Park schützt Kelp und die darin lebenden Meeresbewohner. Kelp ist eine Meerespflanze, die sich mit wurzelartigen Strukturen am Meeresboden festhält, und in den Sommermonaten pro Tag 25 cm dem Sonnenlicht und der Wasseroberfläche entgegen wächst. Er wächst hier mitten in der Brandungszone, Wurzeln und Pflanzen müssen deshalb unglaublich viel aushalten können. Immerhin überleben sie den Dauerbeschuss durch die hier wirklich sehr starke Brandung und gehen nicht kaputt. Wie die Brandung bei Sturm aussieht, wagen wir uns nicht vorzustellen, es muss eine unglaublich robuste Pflanze sein. Aus der Distanz sieht es aus, als ob in der Brandung hunderte von grünen Tellerminen unterwegs sind. Kelp beherbergt eine Vielzahl von Meeresbewohnern, unter anderem die Abalone-Muschel, die sich von Kelp ernährt.

1.11.2013 Beim Frühstück wecken drei Koreaner unsere Aufmerksamkeit, die in Nassanzügen und großen Körben an ihrem Auto stehen. Im Gespräch erfahren wir, dass die drei jungen Männer hier nach Abalone-Muscheln tauchen wollen, für sie eine teure Köstlichkeit, für die sie eine achtstündige Autofahrt aus LA bis hierhin in Kauf genommen haben. Die Anzahl der Muscheln ist streng limitiert, und wird durch einen Ranger überwacht. Jede gefangene Muschel bekommt eine Nummer mit Ort und Datum des Fanges  angeknipst, damit ihre Herkunft nachgewiesen werden kann. Nach einem  wunderbaren Morgenspaziergang an den Klippen entlang,  bei dem wir sehr schöne Tafoni-Formationen bewundern können, treffen wir unsere Koreaner mit gefüllten Säcken wieder. Die gesammelten Abalone-Muscheln werden in Wasserbehälter umgefüllt, in denen sie eine Woche lang leben können. Wir werden mit einer Muschel beschenkt, deren Fleisch gut und gerne  ein halbes Kilo ausmacht. Um es für uns ein bisschen einfacher zu machen, wird  das Tier vor Ort fachmännisch aus der Muschel geschält, und die essbaren von den nicht essbaren Teilen getrennt. Die jungen Leute essen das Muskelfleisch der Muschel roh, und erklären begeistert, was es mit den restlichen Anteilen auf sich hat. Übrigens: die Jagd auf Abalone-Muscheln fordert unter den Tauchern (die ohne Sauerstoffgerät arbeiten)  jedes Jahr Tote an diesem gefährlichen Küstenabschnitt. Wir ziehen schließlich mit unserer Muschel samt wunderbar schillernder Schale ab, fest entschlossen, das gummiartige Fleisch am Abend in der Pfanne zu braten.

Der weitere Verlauf des Tages bringt uns eine wunderbare Mittagspause am Russian River, der sich weit ins Land hinein zieht, einen weiteren, obligatorischen  Strandspaziergang, sowie einen insgesamt langen Fahrtag an der Küste entlang, bis wir schließlich  noch ein freies Plätzchen für teure 35$ im Samuel P.State Park, schon vor den Toren San Franciscos, ergattern. Wir finden, dass 35$ für ein bescheidenes Plätzchen, ohne Wasseranschluss für das WoMo doch recht teuer sind; aber das ist hier Kalifornien.

02.11.2013 Wir rollen frohgemut über die Golden Gate Bridge, und ahnen dabei nicht, dass das heute nicht so ganz „unser Tag“ werden wird. Wer vom Norden über die Brücke fährt, dessen Autokennzeichen wird gefilmt, und die fällige Maut wird entweder abgebucht, oder man bekommt einen Zahlschein zugestellt. Irgendwo vor der Brücke gibt es eine Zahlstelle für Touristen, aber wie hätten wir die finden sollen. Bei einem späteren „Brückenspaziergang“ erfahren wir jedoch auf Nachfrage, dass das Mautsystem nicht für ausländische Kennzeichen ausgelegt ist, und somit wohl auch keine Zahlungsaufforderung bei uns zu Hause im Briefkasten liegen wird.

Wir wollen zunächst zum Visitor-Center der Stadt fahren, das mitten im Zentrum zu finden ist. An einer Ampel steht neben uns ein Wagen mit zwei Verkehrspolizisten drin. Beim Anfahren, wir sinnieren gerade darüber, ob uns wohl doch mal eine Verkehrskontrolle ereilt, da schlägt das Schicksal in Form eines kurzen Sirenenstoßes zu. Wir fahren an die Seite, Fensterscheibe runter und Hände auf das Armaturenbrett, gelernt ist gelernt, zumindest in der Theorie. Was nun folgt, ist die Vorstellung eines amerikanischen Verkehrspolizisten, der am Morgen offensichtlich mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein scheint. Die ganze Kontrolle läuft  unter höchster Anspannung ab, obwohl wir doch offensichtlich Touristen älteren Semesters sind. Hartmut hat die Versicherungspapiere hinten in einem Ordner, und wird barsch belehrt, dass die Papiere immer vorn zu sein hätten. Gnädigeweise darf Hartmut ins WoMo  einsteigen, um die  fehlenden Papiere zu holen. Einem Amerikaner hätte der Polizist das nicht erlaubt. Zu groß sei die Gefahr, dass ihn jemand anschließend mit einer Waffe bedrohe. Zu allem Unglück entdeckt der gute Mann im Eingangsbereich auch noch eine kleine Mini-Axt, die dort in einer Stofftasche steckt. Die potentielle Waffe wird herausgerissen und gesichert. Erst als wir nach vielen weiteren Belehrungen weiterfahren dürfen, wird die Axt mit Schwung ins WoMo geschmissen. Nach einigem Kopfschütteln im Auto haben wir uns bald wieder gefangen, nun wissen wir wenigstens, wie so was abläuft.

Nach dem Besuch im Visitor-Center düsen wir nach Palo Alto, schlappe 60 Kilometer entfernt, um dort meine teure Brille reparieren zu lassen. Zweimal haben wir unterwegs versucht, bei einem Optiker die Brille reparieren zu lassen (die Halteschnur für ein Glas war gerissen). Stets haben diese die Reparatur abgelehnt, so dass wir in unserer Not aus dem Internet einen Laden aufgetrieben haben, der Brillen dieser (dänischen) Firma vertreibt. Dort wurde die Brille dann kostenfrei repariert, allerdings hat die neue Halteschnur nur wenige Tage gehalten, irgendwas müssen die falsch gemacht haben.

Die edle Mall, in der wir anschließend einen kleinen Spaziergang machen, zeigt alle nur erdenklichen Luxusmarken, darunter viele europäische. Die anschließende Suche nach einem Schlafplatz erweist sich als nervig.  Wegen des tollen Wetters ist halb Kalifornien auf Kurzurlaub, und so werden wir auch am Eingang  zu einem Statepark mit Campingplatz zum ersten Mal abgewiesen. Als letzter Versuch wollen wir auf einem privaten sog. RV-Park unterkommen. Dieser Versuch endet aber in einem Desaster, über das wir erst am nächsten Morgen so richtig lachen können. Wir werden nämlich lautstark des Platzes verwiesen und bekommen unser Geld zurück. Und das alles nur, weil wir darum gebeten haben, unser Womo entgegen der „vorgeschriebenen“ Richtung auf dem Site einparken zu dürfen, nicht rückwärts (wie es das dortige Campingplatz-Gesetz anscheinend „vorschreibt“) sondern vorwärts, weil dann das Bett im Alkoven horizontal steht.  Offensichtlich waren wir an einen Vertreter der Gartenzwergfraktion geraten…….

Zum Glück gab es gleich „ um die Ecke“ ein nettes luxuriöses Hotel mit dem einzigen freien Zimmer, das überhaupt noch verfügbar war. Das hätten wir auch schon zwei Stunden früher haben können, da hatten wir uns wegen der vielen Dollars aber nicht getraut!

 

03.11.2013  Die Übernachtung im Hotel hat uns mal richtig gut getan. Nach einem ausgiebigen Telefonat mit unseren Kindern brechen wir zu Judith und Tony Hitchings in Oakland auf.  Wir haben die Beiden im Canyonlands Nat. Park getroffen, und folgen  jetzt ihrer damals ausgesprochenen Einladung. Als wir  vor ihrem Haus herzlich begrüßt werden, wissen wir, dass unsere Entscheidung, die Einladung an zu nehmen, richtig war. Wir bleiben insgesamt 4 Tage in San Francisco, und genießen die Gastfreundschaft der Hitchings. Judith und Toni sind begeisterte Hiker, die sich besonders gerne in den National Parks im Südwesten der USA aufhalten. Besonders gern betreiben sie das „Canyoning“, dem Erwandern der Slot Canyons. Dabei wird viel geklettert, bestimmte Passagen werden im Wasser durchquert. Aber auch in Europa, Australien und der Südsee waren sie schon. Wir steuern natürlich auch unseren Teil bei, und das gibt  Gesprächsstoff für mehrere Abende.

Die Hitchings wohnen in der Nähe der regionalen Bahn, die San Francisco mit Oakland und dem weiteren Umland verbindet. So bringt uns Judith morgens zur Bahn, und holt uns am Abend wieder ab. Wir können San Francisco deshalb ohne Parkplatzstress erobern, das ist einfach toll. Am ersten Tag  besuchen wir den botanischen Garten, der zwar sehr schön ist, aber nicht mit dem von uns geschätzten Botanischen Garten in Berlin konkurrieren kann. Dafür ist der Japanische Teegarten ganz entzückend, den wir anschließend aufsuchen.

Am zweiten Tag erfülle ich mir noch einen Wunsch, nämlich den Besuch  eines der größten ostasiatischen Museen in den USA. Wir erleben eine kleine Führung, in der die Highlights des Museums vorgestellt werden, immer eine sehr lohnende Geschichte. 

Da ich mich am nächsten Tag nicht so gut fühle, kommt nun Hartmut zum Zuge. Er entdeckt San Francisco auf seine eigene Art und Weise, nämlich  zu Fuß mit der Kamera in der Hand auf Entdeckungstour  gehen, ohne allzu festes Ziel. Ich ruhe mich derweil etwas aus, und koche dann in Judith’s Küche eine Suppe für den Abend. Beim Essen gibt es eine Überraschung: Judith und Toni bieten uns ihr zwanzig Jahre altes,  knallrotes Cabrio  für den bekannten 49miles scenic drivedurch San Francisco an. Wir sind begeistert. Trotz Sonnenschein packe ich mich am nächsten Morgen dick ein, und ab geht die Post. Ein ganz neues Gefühl, so weit unten am Boden, fast auf der Straße, zu sitzen. Nach Überquerung der großen Brücke von Oakland nach San Franzisco geht es nun kreuz und quer durch die Stadt. Natürlich fahren wir den telegraph hill hinauf, von dem aus man einen wunderbaren Rundumblick auf die Stadt hat.  Und wir legen natürlich einen  Stopp am Pier 39 ein, wo schätzungsweise 500 Seelöwen auf Holzplanken ruhend, ihr großes Spektakel für die Touristen abliefern, einfach zu komisch! Anschließend fahren wir zur Golden Gate Bridge, und machen das, was man als Tourist wirklich tun sollte, nämlich einen Spaziergang bis zur Brückenmitte, mit den wunderbarsten Blicken über die Bay und die Stadt, und alles  bei wunderbarstem Sonnenwetter, wenngleich es nicht warm ist. Nach einem letzten Blick auf den wunderschönen Strand, dort, wo der Golden Gate Park auf den Pazifik stößt, geht es wieder Richtung Oakland zu unseren Gastgebern.

Wir geraten natürlich in die rush hour, was den Rückweg zur Geduldsprobe macht; aber San Franzisco ist halt eine richtig große Stadt!!

09.11.2013 Gestern sind wir den ganzen Tag in Richtung Yosemite National Park gefahren, und haben ganz einsam auf einem noch geöffneten Statepark Campground übernachtet. Heute nun nehmen wir die letzten Kilometer bis zum Parkeingang unter die Räder. Wieder einmal gibt es ein verlängertes Wochenende, denn am Montag wird der „Veteran’s Day“ begangen. Und da wird bei schönem und auch bei nicht so schönem Wetter der Pickup ein letztes Mal mit allem vollgepackt, was ein amerikanischer Camper so braucht, und ab geht die Post. Wer da zu spät auf einem der schönen National Park Campingplätze eintrudelt, den bestraft das Leben. Wir sind natürlich mal wieder aus dem Mustopf gekommen, und haben nur per Zufall von diesem Feiertag erfahren; Campen im Park ist nur noch im Eingangsbereich möglich, 40 Kilometer vom Valley entfernt. Der Tag  gehört anschließend zu jenen Tagen, bei denen man nicht so recht weiß, was man eigentlich gemacht hat. Ein bisschen Sightseeing ist dabei, ein paar schöne Fotos vom El Capitano, dem Traum der Freikletterer aus aller Welt, ein bisschen Infos holen im Visitor-Center, und eine kleine Spazierrunde auf dem Lower Yosemite Fall  Trail mit  gefühlten hunderten anderer Touristen. Dann fahren wir zurück zum Campingplatz.

10.11.2013 Auf dem Weg  zum Yosemite Valley beobachten wir heute Morgen einen Kletterer mit Marion’s Geburtstagsgeschenk, einem kleinen Spektiv. Das ist doch etwas anderes, als „nur“ ein Fernglas. Für die jungen Leute, mit denen ich am Straßenrand ins Gespräch komme, ist die Kletterei so normal, wie für unsereins der Sonntagsspaziergang. Auf der anderen Talseite wird  in luftiger Höhe das „slacking“ betrieben, was nichts anderes heißt, als dass ein Mensch freiwillig auf einem zwischen zwei Felsvorsprüngen gespannten Seil  spaziert. Gesichert  ist man nur durch einen  Knöchelriemen, der mit dem Seil verbunden ist, unterhalb des Seils sind 500 Meter Nichts.  Zwei Tage später, bei der Rückfahrt, stehen an der Straße zwei Ranger- und ein Bergrettungswagen, und dort, wo „geslackt“ wird, ist eine Menschengruppe erkennbar. Irgendwas scheint dort passiert zu sein. Klettern und slacking sind anscheinend so gefährlich, wie sie auch aussehen.

Wir checken auf dem UPPER Pines Campground  ein, und lassen uns belehren, dass wir unsere Esswaren und Kosmetika über Nacht  (eigentlich) aus dem WoMo  in den abschließbaren Footlocker bringen  müssen, der an jedem Site steht. Yosemite-Bären, und nur sie, haben gelernt, Autos regelrecht zu knacken. In diesem Jahr gab es schon 13 „Einbrüche“ mit Totalschäden an den Autos.

Unter den Bildern, die Bären auf dem Fahrersitz eines Autos zeigen, fehlt nur noch der Hinweis „ WANTED“.  Die angepeilte Wanderung entpuppt sich als langweiliger Weg  durch die schon sehr vertrocknete Vegetation. Dennoch drehen wir unsere Runde zu Ende, weil wir gemerkt haben, wie gut uns die Lauferei tut.

 

11.11.2013  Bevor wir den Yosemite verlassen, wollen wir nun endlich mal eine im Reiseführer gelobte Wanderung machen. Es dauert etwas, bis wir die 40 Kilometer aus dem Tal heraus, bis zum Glacier Point gefahren sind. Von dort steigen wir in langen Serpentinen durch den Wald, bis zum Sentinel Dome auf, einer fantastischen Granitkuppel, von der aus man einen tollen Blick über große Teile des Nationalparks hat. Erst in der Abenddämmerung machen wir uns auf den Weg zum Parkausgang, wo wir im Wawona Campground übernachten.

12.11.2013 Über  Fresno, wo  wir unsere Vorräte auffüllen, und mit unseren Kindern telefonieren, fahren wir heute bis zum Kings Canyon, wo wir im Bereich des Parkeingangs nur noch im Azalee-Campground übernachten können. Alle anderen Campingplätze sind geschlossen. Der Campingplatz ist allerdings wunderschön: weitläufig gestaltet, unter hohen Nadelbäumen, mit runden Felsformationen übersäht. Wir erleben einen der schönsten Sonnenuntergänge der bisherigen Tour.

 

13.11.2013 Nach dem Frühstück geht es los, Riesenbäume begucken. Wir durchschlendern zunächst das völlig leere Visitor Center, dann geht es zum „ General Grant Grove“. Der Baum, der dem Hain den Namen gab, ist dem Volumen nach der drittgrößte Baum der Welt. Er ist 87 Meter hoch, der Stammdurchmesser am Boden beträgt 12 Meter.  General Grant ist vielleicht besonders beeindruckend, aber auch der Anblick der restlichen Bäume mit ähnlichen Höhen und Breiten lässt keine Zweifel aufkommen: hier sind wir Zwerge. Aber nicht nur das Riesenhafte der Bäume fasziniert. Es ist auch das Zusammenspiel  von Farbe und Form der Bäume, der säulenartige, samtig braune Stamm endet oben in luftiger Höhe in einem grünen, runden Ball. Wir sind absolut begeistert. Nach ausgiebigem Baum-Studium machen wir noch ein bisschen Sightseeing,  und können am Aussichtspunkt Junction View  ein wenig in den Canyon hinein sehen. Wir haben weite Blicke über einen Teil der Sierra Nevada, der dort als „wildernes“ ausgewiesen ist. Auf dem Rückweg machen wir noch eine wohlverdiente Kaffeepause an einem kleinen See, und sind wieder erst bei Dunkelheit auf dem Campingplatz. Der Winter macht sich hier zwar nicht so sehr im Wetter bemerkbar (wir haben tagsüber bis zu 20°C), aber die Tage sind erheblich kürzer geworden. Kaum steht man auf, schon wird es wieder dunkel. Wir trainieren nun, mit den Hühnern auf zu stehen (um 6 Uhr morgens), damit wir mehr Tageslicht für unsere Unternehmungen haben. Um 5 Uhr abends wird es bereits dunkel.

14.11.2013 Für heute habe ich wieder eine etwas längere Tour aus dem Reiseführer geangelt. Es geht vom Kings Canyon National Park in den Sequoia National Park. Wir fahren nach dem Frühstück auf dem wunderbaren Generals Highway durch den Wald, immer am Rand der Sierra Nevada entlang, bis zum Giant Forest. Dort besuchen wir zunächst den General Sherman Tree, dem Volumen nach größtem Baum der Welt. Dort, wo man von einem erhöhten Punkt aus den Baum zum ersten Mal betrachten kann, hat man aus grauen Granitsteinen den Umriss des Baumes am Fuß des Stammes  nachgebildet, diese Fläche ist wirklich riesig, kaum zu glauben, dass das ein Baum sein soll.

Weiter unten, direkt vor dem Stamm, der durch einen Zaun gesichert ist, wird fotografiert, was das Zeug hält. General Sherman hat leider seine Spitze verloren, und wächst deshalb „ nur noch“ in die Breite, und produziert dabei die Jahres-Holzmenge eines ganz normalen, 20 Meter hohen Baumes.

Wir wandern den Congress Trail entlang,  und  sehen hier wirklich die „Crème de la Cème“ der Sequoia-Bäume. Alle haben sie zum Teil massive Brandschäden, einige Bäume  existieren nur noch als halbe Bäume, aber fast alle dieser Bäume leben, und bilden oben massive, runde Baumkronen.

Hartmut macht ein Bild nach dem anderen. Aber damit man das Größenverhältnis zwischen Baum und Mensch richtig erkennen kann, muss immer ein Mensch mit auf das Bild, und das bin in diesem Fall immer ich!

Die Abfahrt zum Campingplatz - einer der verückesten Straßen meines Autolebens. Eine Kurve nach der anderen.
Die Abfahrt zum Campingplatz - einer der verückesten Straßen meines Autolebens. Eine Kurve nach der anderen.

Leider befindet sich der einzige, noch geöffnete Campingplatz am südlichen Parkausgang, sodass wir noch eine Stunde lang eine schmale Passstraße mit unendlich vielen Kurven hinunterfahren müssen, bevor wir unser Ziel erreichen. Wir kommen mit dem Womo so richtig ins schwingen, eine solche Straße haben wir nur selten befahren. Hartmut will Morgen noch einmal  die Mammutbäume anschauen, also geht es Morgen die gleiche Anzahl Kehren wieder hinauf.

15.11.2013 Heute Morgen, beim Frühstück, hören wir plötzlich ein Klopfen. Es klopft eine halbe Minute, dann Stille, und so fort. Als wir ins Freie treten, sehen wir den „Klopfer“ direkt über uns auf einem Telegrafenmast sitzen, ein Specht mit leuchtend rotem Schopf. Dass Spechte in die Baumrinde klopfen, ist ja bekannt, aber dass sich die Spechte am Rande der Sierra Nevada ein besonderes Verfahren ausgedacht haben, um Eicheln zu knacken, das können wir hier „vor Ort“ bewundern. Die Eichel wird nämlich geschickt in einem der unendlich häufigen Löcher eines hölzernen Strommastes verkeilt, und kann nun in aller Ruhe, und ohne dass sie auf den Boden fällt, bearbeitet werden, solange bis sie offen ist. Nach einiger Zeit scheint auf diesem Platz eine ganze Kompanie zu klopfen, an „unserem“ Strommasten häufig vier oder fünf gleichzeitig, einfach herrlich!

Wir bekommen dann auch noch Besuch von den bekannten ground squirrels, jenen Erdmännchen, die sozusagen im Keller des Campgrounds wohnen; man muss schon ein wenig aufpassen, damit man nicht in ein „Wohnloch“ tritt. Außerdem sollte man tunlichst die WoMo- und Autotür im Auge behalten, sonst nimmt man so einen kleinen Gesellen schon mal mit auf die nächste Etappe. Als ich, entgegen jeder Vorschrift, ein paar Kürbiskerne auf den Boden fallen lasse, sind neben den ground squirrels auch sofort die „camp robbers“ zur Stelle, die etwa Amsel großen leuchtend blauen frechen Vögel, die alles klauen, was an Essbarem so auf den Campingtischen liegt. Ausnahmsweise dürfen sie heute mal ganz legal naschen. Als wir den Platz verlassen, läuft uns zu guter Letzt noch eine kleine Gruppe von muldeers, das sind die Rehe mit den riesigen Ohren, über den Weg. Unterwegs sinniere ich darüber, ob es zu dieser Jahreszeit noch Schwarzbären zu sehen gibt, schließlich ist es Mitte November, und angeblich halten sie doch Winterschlaf…… Genau eine Minute später, hinter einer Kurve, steht Meister Petz hinter dem Steinwall der Passstraße und stopft Grünzeug in sich hinein. Wir sind platt, damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet. Für mich ist dieser Tag schon heute gut gelaufen, wo ich doch so gern Tiere beobachte. Nach einem ausgiebigen Besuch im Giant Forest Museum machen wir noch einen längeren Spaziergang um eine Waldwiese herum. Es gibt wunderbare Schautafeln, auf denen  die Bedingungen für das Werden und Wachsen eines Sequoias anschaulich in Wort und Bild dargestellt werden. Auf dem Rückweg können wir, nur durch den Hinweis einer jungen Frau, einen weiteren Schwarzbären beobachten. An wie vielen Schwarzbären sind wir wohl auf dieser Reise, ohne es zu wissen, vorbei gelaufen?

16.11.2013 Den heutigen Tag buchen wir als reinen Fahrtag ab. Es geht endlos durch das Central Valley, eine gigantische Obst- Gemüse- und Weinfabrik. Hartmut macht ein paar Bilder von einer „vinery“, die eher einer Ölraffinerie  ähnelt. Wir vermuten, dass diese Weine hier nichts mit den  ordentlichen Weinen aus dem Napa Valley  in Nordkalifornien gemein haben. Die Fahrt endet an einem traumhaft gelegenen, schmalen Platz auf einem Waldweg, mit Blick  auf die andere Talseite.

17.11.2013  Auch heute wird wieder gefahren: In endlosen Kurven windet sich die schmale Straße bis auf den 2.800 Meter hohen Sherman Pass hinauf. Auf der zugig kalten Passhöhe erwarten uns wunderbare Blicke  auf die östliche Bergkette der Sierra Nevada, mit Mount Whitney als höchstem Berg der USA (ohne Alaska – 4349 m)– endlose Wälder bis zum Horizont und hohe Bergketten. Unterhalb des Passes gibt es ein paar Kilometer lang Rutschpartien. Vor zwei Wochen gab es hier dick Schnee, der sich in den oberen Höhenlagen auf der Straße in spiegelblankes Eis verwandelt hat. Dank Allrad und Untersetzung, und natürlich Hartmuts Fahrkünsten kommen wir gut über die vereisten Partien. Obwohl wir durch wunderbaren, dichten Wald fahren, und sich viele Übernachtungsplätze anbieten, ziehen wir es vor, weiter unterhalb zu campieren. Nach  einstündiger Fahrt auf 2.500 Meter Höhe  geht es plötzlich rasant bergab, und die Vegetation weicht nackten Felsen; und dann liegt das Tal unter uns,  das zwischen der Sierra Nevada und dem Death Valley verläuft. Weit unten, in der Halbwüste, finden wir einen Weg  abseits  der Straße, auf dem wir nach einem Kilometer „Sicherheitsfahrt“ den Tag beenden.

18.11.2013 Bevor wir am nächsten Morgen in das Death Valley hinein fahren, machen wir noch einen Abstecher nach Lone Pine, ein Örtchen mit Visitor Center, Supermarkt, Coin  Laundry und Restaurant mit WiFi. Bis alles so erledigt ist, ist der Tag auch schon wieder fast rum. Am Nachmittag fahren wir deshalb zu den wenigen Kilometer entfernten „Alabama Hills“, die in den fünfziger Jahren als Kulisse für diverse Cowboy-Filme diente. Alle  „berühmten“ Cowboys sind hier durch die staubigen Hügel geritten, und ihre Konterfeis sind im örtlichen Film-Museum zu bewundern. Das Gebiet ist relativ  klein und überschaubar; und deshalb rätselt Hartmut, wie die Regisseure es geschafft haben, innerhalb von knapp 2 Filmstunden immer neue „Landschaften“ zu zeigen. Wir finden auf einem Hügel einen wunderbaren Übernachtungsplatz, mit Blick auf die Alabama-Hills im hellen Mondlicht.

 

19.11.2013 Wir machen noch einen kleinen Ausflug zum Mount Whitney, der mit 4.421 Metern Höhe der höchste Berg in den USA (außer dem Denali in Alaska). Das Tal, in das wir hochfahren, ist extrem lang und schmal, und endet in einem Talschluss. Dort gibt es einen gut ausgestatteten, jetzt verwaisten Campingplatz, von dem aus in wärmeren Jahreszeiten ganze Heerscharen zu sehr anspruchsvollen Wanderungen mit extremen Höhenunterschieden aufbrechen. Weil es sehr kalt ist, bewundern wir nur kurz den aus großer Höhe herabstürzenden, schon halb vereisten Wasserfall, und machen uns dann auf in das Death Valley.

06.01.2014 Heute erst, 3 Tage vor unserem Rückflug nach LA, sitze ich zu Hause in Heidelberg am Schreibtisch, um unseren Reisebericht zu aktualisieren. Der Grund: Seit dem Death Valley  bin ich, von einer Unterbrechung abgesehen, erkältet; und zwar so stark, dass ich froh sein werde, wenn ich den diesmal langen Flug nach LA einigermaßen auf die Reihe bekomme. Aber genug davon:  ich werde jetzt einfach rückblickend zusammenfassen, wie unsere Reise seit dem Death Valley verlaufen ist.

Vom Mount Whitney kommen (siehe 19.11.2013) fahren wir noch am selben Nachmittag von Lone Pine kommend, auf der US 190 in Richtung Death Valley. Wir sind sehr gespannt. Hartmut war bereits dreimal, jeweils im Hochsommer hier, für mich ist es das zweite Mal. Erinnerungen an wassergetränkte, um den Kopf gewundene Handtücher und kochend heiße Winde werden wach. Aber diesmal ist alles anders. Es geht zunächst hoch in die Berge, dann, auf einer langen Abfahrt ins Valley hinein bietet sich ein spektakulärer Blick nach dem anderen. Das Death Valley ist der einzige  Nationalpark der USA in dem man, vorausgesetzt man hat ein geländegängiges Fahrzeug, an den Rändern des Parks frei campieren darf. Wir fahren also hinter Panament Springs (Motel und RV-Park) 6 Kilometer eine gravel road entlang, und bleiben über Nacht auf einer großen Sandfläche stehen. Zum ersten Mal seit Wochen ist es so warm, dass wir draußen sitzen, und den Abend genießen können. Im Death Valley gibt es keine Lichtverschmutzung, und deshalb ist der Blick an den nächtlichen Sternenhimmel, wie schon im nördlichen Kanada und Alaska eine Offenbarung.

 

20.11.2013   Weil wir beide angeschlagen sind,  stehen wir spät auf, und machen uns auf den Weg nach Stovepipe Wells, wo es wiederum Motel, Campingplatz und ein erstes Visitor Center gibt. Trotz langer Mittagspause  fühlen wir uns beide recht angeschlagen. Weil der Campingplatz auch in Stovepipe Wells sehr triste wirkt, suchen wir uns wiederum unweit von diesem „Ort“  an einer Piste einen Schlafplatz. Am Abend sitzt Hartmut wieder draußen, Sterne gucken. Was wir beide nicht wissen: es wird der letzte warme Abend überhaupt in diesem Jahr sein.

22.11.2013  Nach einer stürmischen und regnerischen Nacht haben die Berge nur wenige hundert Meter oberhalb unseres Übernachtungsplatzes einen Schneehut auf. Wir sind verblüfft: Regen und Schnee im Death Valley, welche Seltenheit. Schon gestern hatte es angefangen zu nieseln, so dass wir die geplanten, verschiedenen  Ausflüge in die Seitentäler des Death Valley zugunsten einer Fahrt zum kuriosen „scotties castle“ auf später verschieben. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte sich ein gut betuchtes Fabrikanten-Ehepaar aus Californien in diese Landschaft verliebt, und sich von einem jungen, charmanten Betrüger überreden lassen, ein Ferienhaus im Stil einer spanischen Finca zu bauen. Unter der Aufsicht von Scotti, wie der junge Mann hieß, wurde das Haus tatsächlich gebaut. Da Scotti immer in Geldnöten war, verloren Mr. und Mrs. Johnson einiges an Geld. Der Verlust wurde jedoch durch den Spaß, den sie mit dem Schwerenöter hatten, wieder aufgewogen. Die ganze Geschichte wird heute auf Führungen durch die Gebäude höchst amüsant dargeboten.

Weil ich hohes Fieber habe, steuern wir den Campingplatz in Furnace Creek an. Ich will einfach nur liegen und schlafen, und auch am nächsten Tag  mache ich den sterbenden Schwan. Weil das Wetter eh kalt und nass ist, ergibt sich auch Hartmut in sein Schicksal; zumindest kann er weiter an seinen Bildern arbeiten.

 

25.11.2013 Wir stehen auf der Passhöhe, von der aus eine gravel road direkt in und durch den Titus Canyon führt, einer der schönsten Straßen im Death Valley. Wir haben dort nach einem eher langweiligen Fahrtag übernachtet, um am Morgen viel Zeit für die Fahrt durch den Canyon zu haben. Die steile Straße hinunter zum Canyon ist eine Klasse für sich: ab und zu rutscht das Fahrzeug auf der Schotterfläche zur Seite, unten gähnt der Abgrund. Die Unebenheiten der „Straße“ bringt unser Gefährt sogar ins Schaukeln. Als der eigentliche Canyon beginnt, ist das Schlimmste überstanden, der Weg ist gut fahrbar. Wenn man das nur immer vorher wüsste, eine 4WD-Strecke in den USA kann alles bedeuten. Allerdings kann man diese Tour wirklich nur im zeitigen Frühjahr oder im Herbst oder Winter machen: Im Sommer ist dieser Ausflug wegen der großen Hitze und wegen unberechenbarer Sturzfluten nicht möglich. Im Canyon kann man wunderbare, glatt geschliffene Steinformationen und kristalline Einschlüsse bewundern. Uns zieht es an diesem Abend wieder auf unseren ersten Platz  bei Stovepipe Wells zurück.

26.11.2013  Nachdem es mir wieder etwas besser geht, ist heute großer „Besichtigungstag“ der Naturschönheiten angesagt, die wirklich kein Tourist im Death Valley auslässt, nämlich Zabriskie Point und Dante’s View.  Zabriskie Point ist eine Hügellandschaft, in der das verwitterte Gestein Schuttablagerungen in allen Puderfarben zeigt. Je nach Sonnenstand leuchten die Hügel in den abenteuerlichsten Farben. Es wird geknipst, was das Zeug hält, auch wenn man nur ein Handy in der Hand hält. Zum Dante’s View schrauben wir uns  von Null auf 1600 Höhenmeter hinauf. Die Aussicht ist einfach grandios; für mich eine der schönsten Death Valley Orte überhaupt. Das Death Valley ist ja von hohen Bergen umgeben: und nun schauen wir quasi von der einen Seite der Berge auf die andere Seite der Berge, die alle  verschneit sind. Tief unter uns verläuft das Death Valley, das man in fast seiner gesamten Länge sehen kann, mit all seinen Strukturen von Sand, Felsen und Salzseen. Als die Sonne erscheint, stellen wir unser Mini-Tischchen und unsere Klapphocker unmittelbar an die Kante der Aussichtsmauer und trinken gemütlich Kaffee.

 

8.11.2013 Nach einer gestrigen Zwischenübernachtung in Pahrump sind wir endlich auf dem Weg nach Las Vegas. Ich bin skeptisch, ob ich überhaupt etwas von Las Vegas sehen werde, so mies fühle ich mich immer noch, obwohl ich doch seit 5 Tagen Antibiotika konsumiere. Aber was soll’s : Hartmut wollte noch ein Mal die Glitzerwelt, und insbesondere die neuen tollen Gebäude von Las Vegas erkunden. Auf dem KOA-Campingplatz mitten in der Stadt schlagen wir unser Lager auf, um uns herum diverse Hochhäuser und der Verkehr ist nicht zu überhören, aber der Strip mit der ganzen Glitzerwelt ist gut zu Fuß erreichbar – wir müssen unsaer Womo nicht bewegen. In den nächsten Tagen erkundet Hartmut meist allein die Stadt, während ich im Bett liege, und lese. Wir waren schon früher in Las Vegas gewesen. Damals mussten wir jedoch mit unserem Geld haushalten. Jetzt dagegen leisten wir uns den Besuch von drei !!! Shows.

 Zunächst eine A-Capella –Gruppe, die ihre Sache richtig nett macht. Dann besuchen wir eine Show des Cirque du Soleil (n Las Vegas laufen zur Zeit 3 verschiedene Shows des Cirque du Soleil). Auch dieser Besuch war sein Geld wirklich wert. Zu guter Letzt besuchen wir die hochgelobte Blue Man Group. Dies war das reine Desaster. Der Sound war so laut, dass unsere Zwerchfelle schon weh taten, es grenzte an Körperberschädigung. Die Darbietung selber war total langweilig, wir fühlten uns von den Leuten regelrecht „verarscht“. Um keine Hörschäden davon zu tragen, verlassen wir nach 20 Minuten den Saal, um eine Erkenntnis reicher: teuer ist nicht immer gut.

 

 

03.12.2013 Wir machen uns auf in das Valley of Fire, einer Landschaft, in der sich rote mit weißen Gesteinsformationen abwechseln. Je nach Stand der Sonne leuchten diese Felsen dann in intensivsten Rottönen, ein farbenprächtiges Schauspiel. Uns zieht es zur „wave“, die auch in unserem Reiseführer auf der Deckelseite abgebildet ist. Eine „wave“ ist hier die Bezeichnung für einen zur Welle geschliffenen Felsen, der dazu ein farbliches Muster in rot / weiß, oder auch rot / gelb aufweist. Nach kurzer Wanderung bewundern wir unser Exemplar, das jedoch an Größe und Intensität der Farben nicht jene herankommt, die man im Escalante National Monument bewundern kann. Den nächsten, kurzen Ausflug macht Hartmut dann allein, der ihn unter anderem durch einen slot canyon führt. Begeistert von den Farben und Formen, macht Hartmut unterwegs viele Bilder. Am Abend, nach einem prächtigen Sonnenuntergang, wird es richtig kalt.

 

 

4.12.2013 Weil die Sonne scheint, und klare Sicht herrscht, will Hartmut eigentlich noch einen weiteren „Fotografiertag“ hier verbringen. Aber den ganzen Tag sightseeing bei Null Grad und schneidendem Wind ist dann wohl doch nicht so das Wahre. Nachdem wir noch zwei Aussichtspunkte angesteuert haben, verlassen wir das Valley of Fire, und fahren nun in Richtung Los Angeles, unserer letzten Etappe, bevor wir in den Weihnachtsurlaub fliegen. Am Abend schlagen wir unser Lager abseits der Straße kurz vor Callico auf, einer ghost town aus dem vorletzten Jahrhundert.

 

 

05.12.2013 Ich könnte mir eigentlich den Besuch einer ghost Town sparen, aber Hartmut liebt solche „destinations“. Ich trabe also mit, schließlich wird Hartmut das Gleiche tun, wenn ich z.B. einen botanischen Garten oder einen Zoo besuchen möchte. Anschließend steuern wir direkt den einzigen, in der Nähe des „storage“ befindlichen Campingplatz in Long Beach an. Die nächsten Tage bis zum Abflug am nächsten Donnerstag vergehen schneller, als wir denken. Hartmut will eigentlich noch ein wenig am Meer relaxen, den Campingplatz wechseln, aber daraus wird nichts. Zu viel ist noch zu tun: einen ordentlichen storage suchen (der zuerst ausgewählte Platz erschien uns suspekt), einen Riesenkoffer für den Rücktransport besorgen, neue Batterien kaufen und einbauen, usw…, usw…!

 

Schließlich hatten wir – saugend-schraubend – alles verstaut, und konnten uns am Abend des 12.12.2013 zunächst zum storage, und anschließend zum Hotel machen. Nach einer ruhigen Nacht und einem wirklich mal angenehmen Flug landeten wir am Freitag, 13.12.2013 in Frankfurt zum wohl verdienten Heimaturlaub.